13. März: Gemüse, Genozid, Geldpolitik – die Großmarkthalle

Gemüse, Genozid, Geldpolitik: die Großmarkthalle 

Was ein Gebäude über die deutsche Geschichte erzählt

Freitag, den 13.3.2015, 20 Uhr
Theaterschule Frankfurt c/o Katja Hergenhahn
Bergerstraße 316, Frankfurt Bornheim

zur Anmeldung geht’s hier.

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Mit einer szenischen Lesung zur Großmarkthalle möchten Reiner Bruckhaus, Ingo Peter, Mathias Fechter und Susanne Gölitzer mit euch über historische und gesellschaftliche Ein- und Aussichten ins Gespräch kommen.

Den Anlass zu diesem Salon gibt eine Führung durch das fast fertiggestellte Gebäude der EZB im Sommer 2014: die Großmarkthalle Frankfurt und den EZB-Turm. Es wurde sachkundig Auskunft gegeben über die architektonischen Streitpunkte der Sanierung und Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes und die Verbindung mit der Turmkonstruktion, die an die Großmarkthalle angebaut wurde.

Die Besucher sind beeindruckt von der liebevollen und handwerklichen Rekonstruktion der architektonischen Details des Elsässerbaus, der roten Fensterrahmen, der hellen und dunklen Backsteine, ihr ornamentales Muster in der Außenmauer und der kathedralenartigen, filigranen Dachkonstruktion aus Beton. Wieso hat man dem Gemüse 1928 eine Kirche gebaut? Ernüchternd auf die Besucher wirkt der Verlust der ehemals großzügigen Halle. Hier schreit und wiegt niemand mehr, hier werden keine Palletten mehr gestapelt und verbracht, hier trifft Afrika und Neuseeland nicht mehr auf Oberrad. Die Halle ist durchbrochen und zweigeteilt. Wo früher international das Obst aus aller Welt tobte, empfängt den Besucher heute eine diskrete Welt aus Rechnersälen und Besprechungsräumen. Aber dann die Türme: Man blickt nach unten, blickt nach oben und sieht Höhe. Wenn man aus dem Fenster blickt, liegt das Ostend nah und winzig zugleich zu Füßen, der Rest der Stadt ist schöne Kulisse im Fernblick. Wir fragen uns: Herrscht hier Weitsicht oder Abgehobenheit? Braucht es Nähe oder Distanz zur Welt da draußen, wenn wichtige Fragen anstehen? Was sagt die Architektur dem Betrachter –was den Menschen, die hier täglich arbeiten? Was verrät uns die Architektur über den Geist einer Institution, ihr Selbstverständnis, ihre Werte?

Szenenwechsel: Den Keller dürfen wir nicht betreten. Er ist geschlossene Zone. Auch der Keller hat seinen Zweck erfüllt. Keller öffnen keinen Blick für die Höhe. Sie öffnen überhaupt keinen Blick – aber sie bergen Erinnerungen. Hier wurde nicht nur Waren gelagert. Der Keller der Großmarkthalle – jener modernen Kathedrale, deren Architektur den Anspruch einer besseren Zukunft erhob – diente als finsterer Kerker. Wer weggeschafft werden sollte, ist während der Nazi-Herrschaft durch diesen Keller gegangen.

An der Entwicklung der Großmarkthalle – ihrer Architektur, ihrer verschiedenen gesellschaftlichen Funktionen von der Markthalle bis zur Zentralbank – wird nicht weniger als die kulturelle, sozialpolitische und ökonomische Entwicklung Deutschlands von 1920 bis heute deutlich; der Umgang der Menschen mit diesem Objekt ist ein Spiegelbild des Umgangs der Gesellschaft mit sich selbst. Anhand von Bildern, Filmausschnitten und verschiedenen Begebenheiten rund um die Großmarkthalle möchten wir dieser Entwicklung nachgehen und auf diese Weise nicht nur ein Gebäude, sondern auch uns selbst besser verstehen lernen.

Wir laden zum nächsten Salon Slalom am Freitag, den 13.3.2015, 20 Uhr, Theaterschule Frankfurt c/o Katja Hergenhahn, Bergerstraße 316, Frankfurt am Main.
http://www.theaterschule-frankfurt.de

Getränke wie gewohnt, etwas zu essen können wir leider nicht anbieten.